Luise Martin ist Mitarbeiterin der ersten Stunde. Sie startete als freigestellte Mitarbeiterin der Stadt Neu-Isenburg gemeinsam mit der jetzigen Geschäftsführerin Petra Lölkes, damals Mitarbeiterin Nr. 2, die Aufbauarbeit. Im Lauf der Zeit sind viele Mitarbeitende hinzugekommen. So wie Charlotte Multani. Sie ist seit zwei Jahren bei der gjb und teilt sich ein Büro mit Luise. Im Laufe der letzten 25 Jahre hat sich die Arbeit bei der gjb stark verändert. Luise und Charlotte tauschen sich darüber aus.
CHARLOTTE: Wie war das damals vor 25 Jahren? Was war euer Auftrag?
LUISE: Wir sollten benachteiligte Jugendliche beruflich orientieren und in den Arbeitsmarkt vermitteln. Daran hat sich bis heute nichts geändert, allerdings haben sich seitdem die Aufgabengebiete der gjb ausgeweitet. Wie viele Kolleginnen und Kollegen mittlerweile direkt an den allgemein- und berufsbildenden Schulen arbeiten! Zudem begleitet die gjb Jugendliche in der Ausbildung und richtet sich mit Angeboten direkt an die Eltern.
CHARLOTTE: Stimmt, wir machen bei der gjb nicht mehr ausschließlich berufliche Orientierung. Unsere Bandbreite ist sehr hilfreich, denn so kann man sich projektübergreifend in einzelnen Themen mit der jeweiligen Expertise unterstützen. Die Zielgruppen sowie die Themen sind im Vergleich zur Anfangszeit bestimmt wesentlich komplexer geworden.
LUISE: Das ist in der Tat so.
CHARLOTTE: Komplexer ist auch die Kommunikation geworden. Wir sind auf so vielen Kanälen zu erreichen und haben die entsprechende Ausstattung dazu. Festnetz- und Mobiltelefon sowie Laptop mit Webcam und Headset für Videoberatung. Zudem können sich die Jugendlichen bei der gjb im anonymen Chat beraten lassen.
LUISE: Beim Start der gjb hingegen gab es zwei Schreibtische, zwei Stühle und ein Telefon für zwei – mit Schwenkarm.
CHARLOTTE (lacht): Definitiv ganz andere Bedingungen.
LUISE: Ebenso spärlich war unser Werkzeugkoffer für die Berufsorientierung. Steckbriefe der Agentur für Arbeit in Papierform, das auch noch heute bekannte Nachschlagewerk “Berufe aktuell” und die Besuche im BIZ.
CHARLOTTE: Heute setzt man sich einfach an den Rechner und erhält die Infos zu den Berufen und Unternehmen im Internet. Oder unsere Teilnehmenden tauchen mit unseren VR-Brillen gleich in die virtuelle Realität ab und bewegen sich in ihren Wunschberufen im dreidimensionalen Raum.
LUISE: Als Petra Lölkes und ich anfingen, blätterten wir in den Gelben Seiten und suchten nach passenden Betrieben. Es galt dann Firmen durchzutelefonieren – und das mit nur einem einzigen Telefon! -, um Ausbildungsplätze für Jugendliche zu finden.
CHARLOTTE: Das klingt wirklich nach einer anderen Zeit.
LUISE: Viele Jahre später bemerkte ein Teilnehmer, er hätte das gelbe Buch schon mal bei seiner Oma gesehen. Da wusste ich, dass ich wohl irgendwann die einzige bei der gjb sein werde, die noch mit den Gelben Seiten gearbeitet hat. Ebenso die Bewerbungen per Post zu versenden.
CHARLOTTE: Stimmt, das ist sehr, sehr selten geworden. Inzwischen bewirbt man sich per E-Mail oder online über die Karriereportale. Das ist jedoch häufig für die Jugendlichen sehr herausfordernd, denn nicht alle Portale sind besonders anwenderfreundlich. Es erfordert immer ein solides technisches Know-how und insbesondere eine gute technische Ausstattung, welche die Jugendlichen nicht immer haben.
LUISE: Da unterstützen wir sie dann dabei.
CHARLOTTE: Da merkt man doch, dass sich ganz schön viel verändert hat im Laufe der Zeit in Bezug auf unsere Beratungsarbeit.
LUISE: Aber es ist auch vieles geblieben. Wir sind flexibel für neue Entwicklungen und Herausforderungen und legen früher wie heute großen Wert auf den guten persönlichen Kontakt zu unseren Teilnehmenden. Wir sind also auch nach 25 Jahren noch nah an den jungen Menschen.