12. Dezember 2022: Rückblick auf 25 bewegte Jahre

Auf den Tag genau 25 Jahre ist es her, dass der damalige Frankfurter Bürgermeister Joachim Vandreike am 12. Dezember 1997 als Gründungsvorsitzender die „Gründungsversammlung des Vereins Gesellschaft für Jugendbeschäftigung“ (gjb) leitete. Das Ziel: „Psychosozialen Problemlagen wie Straffälligkeit und störendem Verhalten in der Öffentlichkeit und im Stadtteil bei Jugendlichen soll vorgebeugt werden.“ So steht es in Notizen aus der Planungszeit.

Kleine flexible Einheit

Damals drohten einige Frankfurter Viertel außer Kontrolle zu geraten. Viele Jugendliche waren arbeitslos und sahen für sich keine Perspektive. Die Ahornstraße in Griesheim war das bekannteste Beispiel dafür, junge Leute lieferten sich dort regelrechte Straßenkämpfe. Um diese Situation zu verbessern, war die fortschrittliche Idee: eine Jugendbeschäftigungsgesellschaft musste her! Nicht städtisch, aber nah an die Stadt Frankfurt am Main angebunden. Als kleine flexible Einheit funktionierte die gjb wie eine kommunal finanzierte Agentur.

Heute ist individuelle Beratung und Unterstützung zum Übergang Schule/Beruf selbstverständlich. Vor 25 Jahren bedeutete es Pionierarbeit. Im Zentrum standen erstmals die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Für sie wurden maßgeschneiderte Angebote erarbeitet. Ihnen sollten Chancengerechtigkeit, Bildungsaufstieg und letztendlich gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht werden.

Eine kleine flexible Einheit – das war die gjb in den Anfangstagen tatsächlich. Im April 1998 nahm sie mit 1,5 Personalstellen ihre Arbeit auf. Eine volle Stelle für die Beratung der Jugendlichen (in Person von Luise Martin, auch heute noch als Beraterin tätig) und eine halbe Stelle für Firmenakquise (besetzt mit der heutigen Geschäftsführerin Petra Lölkes). Zwei nebenamtliche Geschäftsführer, Rolf Mayer und Wolfgang Schrank, waren engagiert und ideenreich mit Aufbau, Organisation und konzeptioneller Entwicklung betraut.

Die ganze Stadt im Blick

Erste Erfolge stellten sich schnell ein – und fanden auch in den Medien und der Politik Beachtung. 181 Beratungskontakte gab es allein im Jahr 1998, fast 100 Jugendliche wurden in Maßnahmen vermittelt. Beachtliche 29 Teilnehmende konnten in eine Ausbildung vermittelt werden. Dieser Erfolg ließ in den darauffolgenden Jahren die Zahl der Beraterinnen und Berater ebenso wachsen wie die Zahl der kooperierenden Schulen und Geldgeber. Anfangs konzentrierte sich die gjb noch auf die westlichen Stadtteile, in denen sich auch der Problembezirk Ahornstraße befand. Doch schon bald wurde das Angebot auf die ganze Stadt Frankfurt am Main ausgedehnt.

Als die Zahl der Mitarbeiterinnen sich auf vier verdoppelt hatte, zog die gjb vom Gallus nach Bockenheim. Auch dort reichte der angemietete Platz nicht lange, konnte aber am gleichen Standort erweitert werden. Im Jahr 2017 hatte die gjb schon fast 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Viele von ihnen haben ihre Arbeitsorte an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in Frankfurt. Doch trotzdem platzte die Zentrale in der Kurfürstenstraße aus allen Nähten. Der Umzug zurück ins Gallus im Jahr 2018 brachte dann mehr Büros und führte gleichzeitig mehrere städtische und stadtnahe Einrichtungen in der Nähe der Galluswarte im stadtRAUMfrankfurt zusammen.

Den Horizont erweitert

Auch die Zahl der Angebote ist in 25 Jahren beachtlich gewachsen und richtet sich inzwischen an verschiedenste Zielgruppen. Das erste Projekt hieß anfangs „Kooperation im Stadtteil“ und läuft noch heute erfolgreich unter dem Namen „Chance Beruf“ im außerschulischen Bereich der gjb. Hier ging und geht es darum, arbeitslose Jugendliche und Betriebe zusammenzubringen und die Jugendlichen auf den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Dabei agierte die gjb von Beginn an vernetzt mit bestehenden Institutionen und Initiativen. Vor sieben Jahren wurden zusätzlich spezielle Projekte für Geflüchtete ins Programm aufgenommen.

Auch das chronologisch zweite Projekt, die „Integrationsberatung an beruflichen Schulen“, läuft weiterhin erfolgreich – heute unter dem Namen „Berufswegeplanung“ an allen beruflichen Schulen der Stadt Frankfurt. Daraus hat sich mit der sozialpädagogischen Förderung und der Ausbildungsbegleitung der inzwischen größte der drei Bereiche der gjb entwickelt: der Bereich berufliche Schulen. Ursprünglich wurden die Jugendlichen vor allem auf ihrem Weg in den Beruf unterstützt, indem erfahrene Meister in die beruflichen Schulen eingeladen wurden und mit ihrem Praxiswissen den Schülerinnen und Schülern bei der Berufsorientierung halfen. Die Integrationsberatung beruht auf einer Idee der Wirtschaftsförderung, die von der gjb erfolgreich umgesetzt werden konnte. Mit Beginn der Kooperation ist ein begleitender Beirat entstanden, der sich heute institutionell im Netzwerk Ausbildung und Arbeit wiederfindet.

Anforderungen und Rahmenbedingungen verändern sich, und somit auch die gjb. Im Laufe ihrer 25-jährigen Geschichte kamen nach Bedarf neue Programme und Projekte hinzu, bestehende wurden umgebaut und andere abgeschlossen. So kam 2006 der Bereich allgemeinbildende Schulen hinzu. Seitdem arbeitet die gjb mit den Abgangsklassen von allgemeinbildenden Frankfurter Schulen. Das war die Geburtsstunde des Frankfurter Ausbildungsprojekts, Herzstück des jüngsten Bereichs.

Fit für die Zukunft

Zum Stichtag des heutigen Jubiläums ist das gjb-Team 75 Personen stark. In zurzeit 14 Programmen und Projekten werden immer breitere Zielgruppen von Jugendlichen, jungen Erwachsenen sowie Eltern intensiv betreut – seit über anderthalb Jahren sogar mit dem reinen Online-Beratungsangebot contACT. Petra Lölkes, Geschäftsführerin der gjb, fasst die bewegte Geschichte der gjb knapp zusammen: „Schon so manches Mal haben wir unsere Angebote schnell und flexibel angepasst – so etwa im Januar 2016 für junge Geflüchtete aus aller Welt, während der Corona-Pandemie mit ganz neuen Beratungs-Tools oder jüngst mit verschiedenen Angeboten für Geflüchtete aus der Ukraine. Wir sind gespannt, was die Zukunft bringt und freuen uns auf neue Herausforderungen ebenso wie auf die kontinuierliche Weiterarbeit in bewährten Konstellationen. Mein Dank für die gelungenen 25 Jahre gilt dabei unseren Mitarbeitenden ebenso wie den langjährigen Kooperationspartnerschaften und dem gjb-Vorstand.“